Amblyopie (Sehschwäche eines Auges oder beider Augen)  Inhaltsverzeichnis  Entstehung   Hinweise für Eltern  o Auf welche Zeichen sollten Eltern bei ihrem Säugling achten?  o Was sollten Eltern als gründliche Vorsorge tun?  Entstehung Amblyopie entsteht fast ausschließlich während der Kindheit durch falschen Gebrauch der Augen, z.B. bei Schielen eines Auges. Beim "schielenden Auge", welches in der Regel nicht führend ist, werden die Hirnbahnen nicht richtig ausgebildet (Ambliopica ex anopsia), das heißt: Schwachsichtikeit durch Nichtgebrauch. Dies entsteht ebenso durch Behinderung des Sehens bei Brechungsfehlern oder auch Trübungen im optischen System (Hornhaut oder Linse). Die größte Gefahr besteht während des ersten Lebensjahres, insbesondere der ersten 2 bis 3 Monate. Sehschwächen, die zu dieser Zeit entstehen und nicht sofort entdeckt und behandelt werden, sind später nicht heilbar (irreversibel). Daher empfiehlt sich eine routinemäßigen Vorsorge-Untersuchung bei einem auf diesem Gebiet erfahrenen Augenarzt bereits während der ersten drei Wochen nach der Geburt, um schwere Behinderungen (Trübungen, hohe Brechungsfehler, seltene Tumoren, Blutschwämme der Lider) ausschließen zu können. Die Amblyopien entstehen bei zunächst normalem Nervensystem/Gehirn. Sekundär kommt es jedoch bei anhaltender Sehschwäche zu organischen Veränderungen im seitlichen Kniehöcker (Corpus geniculatum laterale) des Hirns und zu ebenso nachweisbaren Veränderungen der Hirnrinde, wahrscheinlich auch der Netzhaut und des Sehnerven. Bei Babys bilden sich diese Zellveränderungen und krankhaften Erregungsverarbeitungen sehr schnell innerhalb von wenigen Wochen bis Monaten (altersabhängig), daher die nötige Eile. Hinweise für Eltern Auf welche Zeichen sollten Eltern bei ihrem Säugling achten? Sind die Lider in der Wachphase beidseits gleichweit offen - oder ist die Lidspalte auf einer Seite enger? Wenn ja, vom Augenarzt untersuchen lassen. Die Ursache dafür ist meist eine Ptosis des Oberlides oder ein Blutschwamm (Hämangiom) des Ober- oder Unterlides. Besonders gefährdend ist eine engere Lidspalte, wenn dadurch ein Teil der Pupille verdeckt wird. Es kommt dabei zu unterschiedlicher Helligkeit des Netzhautbildes und zu geringerem Kontrast desselben. Diese Rechts zu Links Unterschiede können bereits für die Entstehung einer Sehschwäche beim Säugling ausreichen. Häufig entsteht auch ein unterschiedlicher Druck der Lider auf das Auge, so dass auf Seite des Hämangioms oder der Ptosis eine ungleichmäßige Hornhautkrümmung (Astigmatismus) entsteht - dieser kann wiederum wegen der Bildunschärfe, die er verursacht, zu einer Sehschwäche führen. Bei Säuglingen ist dabei zu beachten, dass die nasale Augenfalte noch nicht sehr stark ausgeprägt ist, Man hat dabei das Gefühl das Kind schielt, da das Auge z.T. in der Nasalfalte bedeckt ist. Lichttest bringt hier Sicherheit. Ist die Oberfläche des Auges - die Hornhaut (Cornea) - glatt, klar und spiegelnd? Selten ist sie rauh, spiegelt nicht und erscheint leicht trüb - dahinter können sich verschiedene Krankheiten verbergen, z.B. ein angeborener Grüner Star (Glaukom, hier Hydrophthalmus, kommt etwa 1:10 000 vor). In jedem Fall ist eilige fachärztliche Untersuchung nötig. Kein Herumprobieren mit Tropfen, wenn nach 2-3 Tagen nach der Geburt kein normaler Zustand erreicht ist. Bei Neugeborenen dürfen die Pupillen Rechts zu Links ein wenig unterschiedlich weit sein. Meist ist dies nicht ständig der Fall. Hält eine solche Pupillendifferenz länger als 2-3 Wochen an und ist sie markant, sollte besser ein Facharzt befragt werden. Die Pupillen müssen sich beiderseits auf Beleuchtung - z.B. mit nicht zu starker Taschenlampe - verengen, dies von Anfang an. Was Sie, die Eltern und auch der Kinderarzt leider nicht entdecken können: Organische Veränderungen wie die meisten Linsentrübungen (angeborene oder frühentstehende Katarakte, kommen häufig vor, nämlich 1 x unter 200-300 Neugeborenen, jedoch müssen nur 2 bis 3 unter 10 000 Neugeborenen deshalb operiert werden), organische Veränderungen am Augenhintergrund, z.B. nach Frühgeburt oder auch den seltenen Netzhauttumor (Retinoblastom, kommt etwa 1 x unter 18000 Neugeborenen vor) des Kindes. Sehr häufig sind hingegen grobe Brechungsfehler der Augen (Kurzsichtigkeit = Myopie; Übersichtigkeit = Hyperopie; Stabsichtigkeit = Astigmatismus; Anisometropie = unterschiedliche Brechung Rechts zu Links). Hohe Werte sind bei Geburt in rund 10% der Babies vorhanden ( > 5 Dioptrien). Jede dieser Anomalien, die auch kombiniert vorkommen, kann zu einer beidseitigen oder einseitigen Sehschwäche (Amblyopie) führen. Entscheidend ist auch, ob hohe Werte schon während der ersten Monate weg- oder auf geringere Beträge wachsen, falls nicht, besteht erhöhte Gefahr für die Entwicklung von Amblyopie oder auch Schielen. Meist wachsen sie soweit Richtung Emmetropie (Normalbrechung), dass keine Gefahr mehr lauert - wir wissen nur nicht bei wem! Was sollten Eltern als gründliche Vorsorge tun? Bei unauffälligem äußeren Befund zahlt die gesetzliche Krankenversicherung die fachärztliche Vorsorge-Untersuchung nicht. Eine frühe Vorsorge ist trotzdem anzuraten. Der Augenarzt/-ärztin prüfen bei weiter Pupille mit harmlosen Tropfen (Tropicamid = Mydriaticum) die Brechkraft der Augen. Ermittelt er/sie hohe Werte, wird zunächst 4 bis 8 Wochen je nach Befund abgewartet, ob eine Verringerung eintritt. Nur bei exzessiven Werten von Übersichtigkeit oder Kurzsichtigkeit oder auch Unterschied Rechts: Links (Anisometropie) werden sofort eine Brille oder Kontaktlinsen verordnet. Außerdem inspiziert der/die Facharzt/-ärtzin den Augenhintergrund. Bei erkennbaren Anomalien, Erkrankungen muß die Versicherung die Kosten übernehmen. Schielt das Kind ständig in die gleiche Richtung, z.B. Einwärtsschielen= Esotropie = Strabismus convergens, sollten Sie nach etwa 1 Woche einen Augenfacharzt konsultieren, es können sich andere Erkankungen dahinter verbergen. Eine wechselnde- schwankende Augenstellung ist jedoch während der ersten 2 bis 3 Monate erlaubt und Ausdruck der noch unreifen Regelung. Nach 3 Monaten soll die Augenstellung "parallel" (orthotrop) sein. Die Fachausdrücke für die augenärztlichen Untersuchungen zur Vorsorge im 1. Jahr lauten: Brücknertest (Hornhautreflexbildchen und Augenhintergrunds-Reflexlicht symmetrisch?) Inspektion der vorderen Augenteile (Vorderabschnitte des Auges) wie Hornhaut, Iris, Pupille, äußeres Auge wie Lider, Bindehaut Refraktionsprüfung unter Zykloplegie (Brechkraftprüfung unter Akkommodationslähmung mit Tropicamidtropfen) Ophthalmoskopie = Fundusinspektion = Augenhintergrundsuntersuchung - Netzhaut (Retina), Blutgefäße, Sehnerv (N. opticus). Die Akkommodationslähmung mit harmlosen Tropfen führt gleichzeitig zur Pupillenerweiterung. Diese Untersuchung ist für eine aussagekräftige Vorsorge unverzichtbar, weil bei natürlicher Pupille Neugeborene bereits akkommodieren und zwar ziemlich chaotisch. Eine genaue Messung der evtl. vorhandenen Brechkraftanomalie (Ametropie) ist so unmöglich. Im ersten Lebensjahr sind Sehreize besonders wichtig. Sehen und binokuläres Sehen sind nicht von der Geburt an vollständig vorhanden. Die Fähigkeit entwickelt sich im Kindesalter bis ca. zum 6. Lebensjahr. Dabei wird im visuellen Kortex, das ist die Sehrinde im Hinterhauptlappen des Gehirn, über Reize die Bildung der entsprechenden Strukturen angeregt. Besonders stark ist diese Entwicklung im ersten Lebensjahr. Nicht nur organische Ursachen führen zu Schwachsichtigkeit. Eine Amblyopie ist eine funktionell begründete Schwachsichtigkeit. Die Amblyopie kann unterschiedliche Ursachen haben, ist aber nicht allein organisch zu erklären. Das Gehirn unterdrückt das Bild des schielenden Auges, damit keine Doppelbilder entstehen. Die Amblyopie ist die häufigste Folge des Schielens im Kindesalter. Sie entsteht, wenn die Informationen des Gesehenen aus dem schielenden Auge vom Gehirn unterdrückt wird, damit keine Doppelbilder entstehen. Das Kind sieht dann nur mit dem gesunden Auge. Durch das Ignorieren der eintreffenden Reize aus dem schielenden Auge gehen im visuellen Kortex aber sehr rasch Zellen verloren. Sogar nach einer Korrektur ist es bei entsprechend weit fortgeschrittenen Zellschäden möglich, dass das Auge blind bleibt. Bei kleinen Verletzungen der Augen sollte das Auge nach Möglichkeit nicht abgedeckt werden.  Das menschliche Sehsystem ist nach der Geburt noch sehr plastisch, und auch sehr empfindlich. Deshalb besteht z. B. bei Augenverletzungen auch für das gesunde Auge Gefahr. So darf innerhalb des ersten Lebensjahres nach kleinen Verletzungen eines Auges und seiner Umgebung das Auge nicht abgedeckt werden. Schon nach wenigen Tagen, in denen keine Informationen aus diesem abgedeckten Auge im visuellen Kortex verarbeitet werden, kann eine Amblyopie entstehen. Bei Erwachsenen führt Schielen nicht zu Amblyopie. Schielen im Erwachsenenalter, z.B. durch Augenmuskellähmung, hat keine Amblyopie zur Folge. Der Grund liegt darin, daß das Sehsystem bereits vollständig ausgereift ist. So erreicht das Gehirn der Informationsgehalt aus beiden Augen und der Betroffene sieht Doppelbilder. Interessante im Web gefundene Downloads (.pdf) zu diesem Thema: Amblyopiebehandlung Augenlicht 042003.pdf (71KB) Amblyopien Ophtalmologe 2003.pdf (621KB) Fruehkindliches Schielen 042002.pdf (101KB) Funktionelle Veränderung nach Schieloperation.pdf (353KB) Grundsätzliches zur Zuklebetherapie bei Amblyopie.pdf (10KB) Vergleich der normalen und der amblyopiebedingt verminderten Lokalisationsfähigkeit bei Kindern.pdf (347 KB)